Künstliche Intelligenz für Texter?
So wird die KI Ihr Freund im Beruf!
Nachdem im Jahr 2022 erstmals das KI-Tool „ChatGTP“ in aller Munde war, brach regelrechte Panik in diversen Kreativberufen aus. Vom Songschreiber über Drehbuchautoren, bis hin zu Autoren für Ratgeber, Webseiten, Reden und so weiter. Natürlich gibt es berechtigte Kritik, schließlich soll die KI bereits so gut sein, dass sie akademische Arbeiten verfassen kann, ohne dass Professoren das auf Anhieb merken. Dazu später mehr!
Was die meisten in der Texterbranche aber dabei übersehen ist, dass ChatGTP & Co. auch hervorragende Helfer beim Schreiben sein können! Wer die KI als Werkzeug geschickt einsetzt, kann Produktivität und sogar Qualität deutlich steigern. Wie das funktionieren kann, wollen wir folgend kurz und knapp vorstellen. Zu jedem Themenbereich könnte man natürlich alleine Bücher füllen, aber für den Einstieg in die Welt der KI geben wir Ihnen die wichtigsten Tipps!
1. Wo Ihnen Künstliche Intelligenz (ohne schummeln) helfen kann ...
Kommen wir zu den konkreten Möglichkeiten zur Erleichterung Ihrer Arbeit. Wir beziehen uns folgend der Einfachheit halber auf den Marktführer ChatGTP. Mit anderen Tools sind sicher auch ähnliche Herangehensweisen möglich.Wichtig ist aber immer: Es gibt nicht wie beim Programmieren nur eine richtige Syntax oder einen Weg. Wie so oft lautet die Devise, probieren geht hier über studieren und Erfahrung macht den Meister!
1.1 KI gegen Blackout und als Inspirationsquelle & Recherche zum Thema
Kommen wir zum ersten Punkt, den wohl jeder Texter kennt – dem weißen Blatt Papier ohne zündende Idee. Dagegen kann die Künstliche Intelligenz geradezu Wunder wirken, um Blockaden zu lösen. Vor allem, wenn es um neue Themen geht, wo man noch kein Experte ist oder gar bei völligem Neuland. Der klassische Weg könnte zunächst die Google-Suche sein, um sich einen Überblick zu verschaffen und einzulesen.
Aber fragen Sie doch einfach die KI! Nehmen wir ein Beispiel: Sie wollen/sollen einen Text über moderne Auto-Elektrobatterien schreiben. Aber wo setzt man da an? Was sollte alles rein? Welche Aspekte könnten hier für Leser und/oder den Auftraggeber relevant sein.
Fragen wir doch einmal ChatGTP! Der Prompt (siehe auch Gliederungspunkt 2) könnte z.B. so aussehen:
Was ist zum Thema moderne Elektrobatterien für Autos alles relevant für Leser?
Die Antwort enthielt 7 wichtige Punkte, die durchaus die Kernthemen für einen interessanten Beitrag ausmachen könnten. Unterpunkt 2 spricht zum Beispiel das Thema Reichweite an. Es geht ferner um Kosten, Nachhaltigkeit und so weiter.
Man kann nun das Spiel beliebig weitertreiben und zu jedem Punkt nochmal konkret nachfragen.
Beispiel: Was sind bei Punkt 2 zum Thema Reichweite wichtige Punkte für den Leser?
Hier wird es nun richtig interessant. Mir z.B. war vorher gar nicht bewusst, dass es zwei Verfahren für die Reichweitenmessung namens „Neuen Europäischen Fahrzyklus“ (NEDC) und „Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure“ (WLTP) gibt. Auch da kann man bei Bedarf wieder tiefer gehen.
Auf diese Weise hat man theoretisch in wenigen Minuten genug Ideen für eine ganze Buchreihe. :-)
1.2 KI für die Gliederung
Auch an der Gliederung eines guten Textes will gefeilt sein. Künstliche Intelligenz kann uns wieder eine erste Arbeitsgrundlage schaffen, welche dann nur noch Stück für Stück verfeinert werden muss. So lässt sich der Prozess deutlich verkürzen und der eigentlichen Aufgabe zuwenden - dem Schreiben! Man sollte sich natürlich nicht blind auf die Vorgaben verlassen, sondern als Grundgerüst sehen, dass dann „veredelt“ wird.Hierfür erneut ein Beispiel zu unserem Batteriethema: Erstelle mir bitte eine Gliederung für einen Ratgebertext zum Thema moderne Elektrobatterien für Autos.
Ganz hat nicht alles auf den Screenshot gepasst, aber das Ergebnis nach nur 20 Sekunden kann sich durchaus sehen lassen. Mit einer Anweisung könne man jetzt auch den Stil der Nummerierung ändern lassen, aber das sind dann eher Feinheiten.
1.3 KI für lästige Fleißarbeiten
Manchmal ist es auch nötig, diverse Recherchearbeiten zu erledigen oder bestimmte Information in ein komprimiertes Format zu bringen. Auch dabei kann die KI uns viel Arbeit und Zeit abnehmen. Hierfür braucht es aber auch etwas Erfahrung im Umgang mit dem Programm und Kreativität im Sinne – „Was könnte ich wie auf die KI auslagern“. Wir wollen wieder an zwei Beispielen den Sachverhalt demonstrieren.Beispiel 1: Erstelle eine Tabelle mit den beliebtesten Elektroautos mit den Spalten Hersteller, Fahrzeugname, Motorleistung und UVP in Euro.
Hierfür haben wir allerdings auf das KI-Tool von Bing zurückgegriffen. Denn anders als das kostenlose ChatGTP in Version 3.5, kommt hier die Version 4 zum Einsatz. Der Vorteil ist vor allem, dass der Wissensdatenbestand relativ aktuell ist, während bei V3.5 die Daten ca. 2 Jahre alt sind. Auch die Quellen werden angegeben. Die Tabelle lässt sich sogar direkt als Excel-Datei runtergeladen und weiterverarbeiten. Als gewissenhafter Autor müsste man nun eigentlich nur nochmal die Preise und PS-Zahlen prüfen.
Beispiel 2: Sie haben eine Datei mit einer Liste von Daten, die in ein anderes Format, Tabelle oder ähnliches überführt werden muss. Das kann, je nach Umfang, schon mal in tagelange Arbeit ausarten. KI erledigt sowas in Sekunden, sofern man es vermag, ihr zu sagen wie!
Testdaten: Wir haben eine Liste in Textform derart von TV-Sendern.
1 Das Erste HD
2 ZDF HD
3 RTL SD
3 RTL HD
4 SAT.1 SD
4 SAT.1 HD
5 ProSieben HD
6 VOX SD
6 VOX HD
7 Kabel Eins HD
8 RTLZWEI SD
8 RTLZWEI HD
9 Super RTL SD
9 Super RTL HD
10 KiKA HD
Wir brauchen aber nur die Kanäle mit dem Zusatz „HD“! Zudem soll die Liste auf einer Webseite erscheinen. Daher brauchen wird das Ganze auch als Aufzählung und im HTML-Format.
In dem Beispiel sind es nur 10 Sender, aber bei weit über 100, da kann man sich den Zeitaufwand vorstellen. 100 SD-Sender zu entfernen, in HTML-Codierung überführen und nach Alphabet sortieren. Locker 1-2 Stunden. Mit KI dauerte es keine 10 Sekunden!
Anweisung: Entferne aus der Liste alle Sender mit dem Zusatz SD. Erstelle dann eine Liste in HTML und sortiere die Sender dabei alphabetisch nach Namen.
1.4 KI als Aggregator
Sie kennen das als Profi sicher! Man hat einen großen Text und braucht nur eine kurze Zusammenfassung in 3-4 Sätzen. Beispielsweise um seinen gerade geschriebenen Text nochmal bei Facebook kurz anzuteasern. Oder aber bei Twitter, wo im Basis-Profil nur 160 Zeichen erlaubt sind. Auch nützlich, um die Kernaussage schnell zu erfassen. Hier bewirkt die Künstliche Intelligenz kleine Wunder.
Ein ganz simpler möglicher Prompt zum Testen wäre: „Fasse bitte folgenden Text in 2-3 Sätzen zusammen ### Ihr Text ###“. Kopieren Sie mal testweise den betreffenden Text zwischen die beiden ###. Oder „Fasse folgenden Text für den Leser Twitter zusammen, dass er Lust bekommt diesen zu lesen. Verwende drei passende Hashtags am Ende.“
Merke: Die 3 Hashtags am Anfang und Ende grenzen die Anweisung an die KI zum behandelnden Inhalt ab!!! Sonst läuft man Gefahr, dass die KI dies nicht genau unterscheiden kann.
2. Müll rein = Müll raus | Oder die Kunst der richtigen Prompt-Eingabe
Kommen wir zum wohl wichtigsten Teil des Ratgebers. Denn die Qualität der Ergebnisse hängt stark davon ab, wie gut Sie der KI vermitteln, was sie genau tun soll! Schlechte Eingabe bedeutet daher in der Regel auch eine schlechte Ausgabe.Die Handlungsanleitung an die KI wird auch als Prompt bezeichnet. In den Beispielen oben, haben wir bewusst sehr einfache Prompts genutzt. Diese liefern bereits gute Ergebnisse.
Aber wer z.B. auch mal einen spezifischen Text mittels Künstlicher Intelligenz erstellen will, wird mit der Zeit merken, dass es nicht so trivial ist. Zwischen dem was man sich als Ergebnis vorstellt und was die KI liefert, liegen oft Welten. Die Kunst ist also, die eigenen Vorstellungen treffsicher zu vermitteln.
So ist es in der Praxis ja auch ein erheblicher Unterschied, ob man zur Geschäftseröffnung eines Tee-Shops einen hippen, kreativen Werbetext für Facebook braucht oder ein schriftliches Anschreiben an geladene Gäste.
2.1 der Weg zum idealen Prompt
Darüber kann man sicher selbst schon mehrere Ratgeber und Bücher füllen. Jeder muss hier selbst Erfahrungen sammeln, um die besten Ergebnisse für seine Ziele zu erlangen. Man kann aber einige wenige fundamentale Grundlagen zum Promptaufbau geben, die sich in der Praxis bewährt haben.
- Punkt 1: Geben Sie der KI eine Rolle, wie sie agieren soll. Z.B. „Schreibe wie ein Jurist“.
- Punkt 2: Formulieren Sie klar die Aufgabe. Z.B. „Schreibe ein Gedicht mit 20 Zeilen zu dem Thema X“.
- Punkt 3: Es kann hilfreich sein, ein bestimmtes Format vorzugeben. Z.B: „für eine Webseite“ oder „einen Brief“.
- Punkt 4: Geben Sie den gewünschten Stil bzw. Ton mit an. Z.B. „freudig überzeugend“ oder „melancholisch“.
- Punkt 5: Definieren Sie die Zielgruppe: Z.B. für "Auto-Begeisterte" oder für „ledige Frauen“.
- Punkt 6(!): Ziel definieren. Was soll der Text sein: Z.B. „ein kurzer Marketingtext mit einer markanten, auffälligen Überschrift zum 10-jährigen Jubiläum eines lokalen Weinshops mit dem Namen XY“.
- Punkt 7: Ggf. weitere Konkretisierungen und Kontext. Z.B. „nutze (keine) Gendersprache“, „spricht den Leser mit DU an“, „verzichte auf Superlative“ und so weiter.
3. Wie lege ich los – so starten Sie mit ChatGTP
Nichts leichter als das! Bei ChatGTP kann es nach der Anmeldung (Mail, Passwort) gleich losgehen. Hier handelt es sich um den bekanntesten Vertreter der Branche, also die Standard-Applikation sozusagen. Bei Bedarf lässt sich aber der Basisaccount auf das kostenpflichtige, neuere GTP4.0 umstellen. Für die meisten Aufgaben langt der Gratis-Account aber völlig.
Auch kostenlos und nur mit Anmeldung ist der Bing KI Pilot. Der basiert übrigens auch auf ChatGTP (wurde ja von Microsoft aufgekauft). Der Nutzer muss sich mit seinem Microsoft-Konto anmelden oder dafür eines anlegen. Der Vorteil: Hier gibt es schon GTP4.0 und einen Bild-Generator, wenn auch im begrenzten Umfang.